Wer in den 1980er-Jahren eine Ausbildung suchte, der hatte es schwer. Wer im kaufmännischen Bereich unterkommen wollte, musste mit vielen Anderen konkurrieren. Auf eine Azubistelle kamen bis zu 150 Bewerbungen.
Neuenrade – Begehrt waren auch Jobs bei Banken und Sparkassen. Es gab in Konzernen umfassende Einstellungstests. Und heute? Es gibt längst einen Bewerber- statt Stellenmarkt, die jungen Menschen können aus einem gewaltigen Angebot schöpfen und haben die Qual der Wahl.
Unternehmen müssen sich aktiv bemühen, um überhaupt Nachwuchs zu bekommen. Deshalb stand in dieser Woche einer der Ausbildungstrucks der Metall- und Elektroindustrie bei der Firma Klinke in Neuenrade, die Präzisionsdrehteile herstellt. Einige Schüler der Hönnequell-Schule (HQS) waren eingeladen, den Truck und das Unternehmen zu besichtigen. Im Untergeschoss des Vans gibt es ausgewählte Werkzeuge, im Obergeschoss sind Sitzmöglichkeiten vorhanden, Vorträge können vor Kleingruppen gehalten werden.
Fachpersonal kümmert sich um die jungen Besucher
Versiertes Fachpersonal kümmerte sich im Truck um die jungen Besucher: Falk Schug, gelernter Zerspanungsmechaniker und studierter Sozialpädagoge, sowie Claudio Schmickler, gelernter KFZ-Mechaniker und auch noch Diplom-Ingenieur Maschinenbau. Die beiden Berater trommelten fleißig und mit persönlicher Begeisterung für die Ausbildung in der Industrie. Schmickler erklärte den Schülern anschaulich die Arbeitsweise der im Bus aufgestellten CNC-Fräsmaschine, die mit Zahlen und Koordinatensystem agiert. „Die Schüler kapieren hier sofort wie ein Koordinatensystem funktioniert“, sagte Schickler, der seiner Erfahrung nach ein großes Manko des mathematischen Unterrichts ausgemacht hat: die Praxisferne.
Auch Corona hat wohl Spuren hinterlassen. So berichtet Annette Tilsner, Bildungsreferentin des Märkischen Arbeitgeberverbandes, die ebenfalls zu Klinke gekommen warfare, dass die Corona-Era ein erhebliches Manko an Einblicken in die Berufswelt habe. „Es ist so wichtig, dass die Kinder Berufsorientierung bekommen“, sagte Tilsner. Zudem berichtete sie, dass man die Strategie beim Einsatz der Vans modifiziert habe. Die würden jetzt bei Firmen aufgestellt, nicht mehr an Schulen. Das sei logistisch einfacher, denn einen Schulhof könne man nicht zwei Tage blockieren.
Theoretische und praktische Einblicke
Schüler der Hönnequell-Schule schauten sich gruppenweise den Truck und seine Möglichkeiten an, probierten aus und bekamen so nach der Firmenbesichtigung einen praktischen Einblick in die Arbeit in der Industrie.
Für 14-Jährige ist es sicher schwierig, schon in diesem Alter eine Entscheidung für eine bestimmte berufliche Richtung zu treffen, doch Tyler Zimmermann und Daniel Sikora Soto haben schon recht konkrete Vorstellungen. Tyler kann sich sehr intestine vorstellen, seine berufliche Zukunft im technischen Bereich zu finden: „Ich finde so etwas schon sehr interessant.“ Daniel hingegen, möchte gerne zur Polizei. „Ich gehe zur Polizei, ich möchte was mit Recht machen. Es gibt so viele Kriminelle, dagegen möchte ich kämpfen“, sagte er.
Die Cooks bemühen sich um den Nachwuchs
Die beiden Klinkes, Juniorchef Julius Klinke und Senior Alexander Klinke, bemühten sich glaubhaft um die jungen Menschen. Alexander Klinke hatte auch eine motivierende Ansprache gehalten, indem er den jungen Leuten Mut für die Zukunft machte: „Wir brauchen Euch, Ihr werdet gebraucht“, hatte er ihnen gesagt. Und Julius Klinke betonte, „dass junge Menschen mit einer Ausbildung einen zukunftssicheren Beruf erwerben, mit dem sie Geld verdienen und eine sichere Zukunft haben werden“.
Die beiden Geschäftsführer haben für ihr Unternehmen für dieses Jahr längst alle Ausbildungsplätze besetzt und Julius Klinke sagte, dass man sogar über den Bedarf hinaus ausbilde. Für die Unternehmer ist klar: „Das ist unsere Foundation.“ Man kümmert sich hier auch über den Ausbildungsvertrag hinaus um seine Leute. Und es komme vor, dass man gelegentlich sogar mal Erziehungsarbeit leisten müsse, berichteten die Klinkes. Klar scheint zu sein: Es ist ein Geben und Nehmen. Die Firma Klinke jedenfalls ist bekannt dafür, dass viele hier „bis zur Rente bleiben“ und sogar mehrere Generationen einer Familie in dem Betrieb arbeiten. Für die Geschäftsführer ist die Arbeit in der Produktion auch kein Fremdkörper, der Junior hat einst in den Ferien regelmäßig im Betrieb gearbeitet, er weiß, was läuft, ist im Bereich 3D-Druck engagiert.
Geschäftlich läuft es weiter rund
So sind beide überzeugt, dass eben Facharbeiter und Fachwissen auch in Zeiten wie der aktuellen Rezession ein Unternehmen hochhalten können. Denn: Bei den komplizierten Drehteilen gibt es zumindest bei Firma Klinke „keinen Rückgang“, wie beide Geschäftsführer erklärten.