Sie kennen Jim Cramer nicht? Beim wichtigsten US-Wirtschaftssender CNBC ist er der bekannte Börsenreporter, oder besser gesagt Meinungsmacher. Er haut ständig was raus, sagt welche Aktien er whole tremendous oder ganz schlimm findet. Er posaunt Börseninfos und Meinungen auf eine recht lockere und trashige Artwork raus. Das Drawback: Er liegt doch ziemlich oft daneben mit seinen Meinungen. Und so gibt es in den sozialen Netzwerken seit Jahren jede Menge Spott und Häme über Jim Cramer, so zum Beispiel einen Inverse Cramer Account auf Twitter. Vor ein paar Monaten hat ein Fondsanbieter zwei ETF aufgelegt – sie sollten die Ideen von Cramer nachbilden – einmal regular, und der zweite sollte die gegenteiligen Positionen einnehmen.
Wetten auf die Ideen von Jim Cramer – ETF eingestellt trotz Gewinn
Dazu sei gesagt: Diese beiden ETF sind nicht von Jim Cramer selbst initiiert worden, er hat damit persönlich nichts zu tun. Der Fondsanbieter beobachtet lediglich seine Aussagen im Fernsehen und in sozialen Netzwerken und baut diese nach. Der ETF, der die Ideen von Jim Cramer nachbilden sollte, wird jetzt nach gerade mal fünf Monaten eingestellt. Der „Lengthy Cramer Tracker ETF“ (Ticker LJIM) wird laut Bloomberg den Handel am 11. September einstellen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Der Fonds, der Aktien kauft, die vom Moderator der CNBC-Sendung Mad Cash empfohlen werden, konnte seit seinem Debüt im März gerade mal 1,3 Millionen Greenback an Vermögenswerten anziehen, bei einem Gewinn von immerhin 2,2 %. FMW: Daran sieht man, dass die Anleger den Ideen von Jim Cramer einfach nicht trauen. 1,3 Millionen Investition in einen ETF binnen 5 Monaten, das ist wirklich nichts!
Der Geschäftsführer von Tuttle Capital Administration, Matt Tuttle, hatte LJIM zusammen mit dem 3,4 Millionen Greenback schweren Inverse Cramer Tracker ETF (SJIM) aufgelegt, der gegen die Aktien-Ideen von Jim Cramer wettet und weiterhin gehandelt wird. Während der LJIM sein bärisches Cramer-Pendant tatsächlich übertroffen hat, sagt Tuttle, dass er den Fonds schließt, nachdem es ihm nicht gelungen ist, die Aufmerksamkeit des CNBC-Moderators zu gewinnen.
Brief ETF bleibt bestehen
„Wir haben den LJIM gegründet, um ein Gespräch mit Jim Cramer über seine Aktienauswahl als Gegenstück zum Brief Cramer ETF zu ermöglichen“, so Tuttle in der Pressemitteilung. „Leider waren Herr Cramer und CNBC nicht zu einem Dialog bereit und haben stattdessen beschlossen, die Fonds zu ignorieren, weshalb es keinen Grund gibt, die Lengthy-Seite weiterzuführen. In Zukunft werden wir uns nur noch auf die Brief-Seite konzentrieren.“
Ein CNBC-Sprecher reagierte nicht sofort auf die Bitte um einen Kommentar. Trotz eines Rückgangs im August hat der LJIM seit seiner Auflegung insgesamt um 2,2 % zugelegt, wobei Nvidia, Wells Fargo und Oracle zu seinen größten Positionen gehören. Der SJIM, der zusätzlich zu den von Cramer empfohlenen Unternehmen auch Leerverkäufe tätigt, ist in diesem Zeitraum um 4,4 % gefallen.
Tuttle erzählte dem Bloomberg Trillions-Podcast im März, dass er und zwei Kollegen Cramers Fernsehauftritte und Social-Media-Konten überwachen, um die aktiv verwalteten Portfolios des Fonds zusammenzustellen, die 1,2 % kosten. Ein CNBC-Sprecher sagte damals, dass Jim Cramer langfristige Investitionen durch „ein ausgewogenes Portfolio, das Indexfonds und Einzelaktien enthält“, fördert. Tuttle steht hinter einigen der berüchtigten Produkte der 7,4 Billionen Greenback schweren ETF-Branche. Neben den Jim Cramer-Fonds steht er auch hinter dem 240 Millionen Greenback schweren AXS Brief Innovation Each day ETF (SARK), der gegen den Flaggschiff-Fonds Ark Innovation ETF von Cathie Wooden wettet.
Kommentar
FMW-Kommentar hierzu: Es sei erwähnt, dass fünf Monate ein sehr kurzer Betrachtungszeitraum sind. Man könnte jetzt nämlich sagen: Schaut her, der Jim Cramer lag ja doch richtig mit seinen Ideen. Man sollte aber seine Aussagen und Ideen mal auf mehrere Jahre hinweg verfolgen. Auch wenn wir bei FMW dazu keine Statistik vorweisen können – immer wieder sieht man von Jim Cramer Aussagen über Anlageideen, die sich dann als Rohrkrepierer entpuppen (vereinfacht ausgedrückt). Wie man auch intestine sehen kann bei der Insolvenz der Social Chain AG von Georg Kofler, der über die „Höhle der Löwen“ bei Vox bekannt wurde: Anleger sollten ihre Geldanlage nicht an Promis ausrichten, die im Fernsehen auftreten – so intestine sie sich auch präsentieren können. Bei Jim Cramer scheint den US-Anlegern schon lange klar zu sein, dass man ihm zwar gerne im Fernsehen zuschaut, aber seinen Ratschlägen lieber nicht blind folgt.
FMW/Bloomberg