Die Börsen dieser Welt haben eine weitere Woche der Rekorde hinter sich. Das kann in Anlegern zwei ziemlich unterschiedliche Gefühle auslösen. Auf der einen Seite ein bisschen Unruhe: Kann der Aufschwung jetzt immer so weitergehen? Man tut deutschen Anlegern nicht unrecht, wenn man feststellt, dass hierzulande eine gewisse Tendenz zu solchen Zweifeln vorherrscht.
Auf der anderen Seite können Rekorde aber auch den gegenteiligen Impuls hervorrufen: Sind sie nicht ein Ausdruck dafür, dass es sich im Zweifel lohnt, noch mehr Geld in Aktien zu investieren als bisher schon? Diese Sichtweise ist häufiger bei jüngeren Menschen anzutreffen oder eben in einem Land, in dem eine gesunde Portion Optimismus zur Grundausstattung gehört: den Vereinigten Staaten. Wie so häufig in Fragen der Geldanlage treiben die Amerikaner die Debatte auf die Spitze: Warum sollte man nicht, abgesehen von den nötigen Ausgaben für den täglichen Bedarf, all sein Geld in Aktien anlegen? 100 Prozent additionally. Ja, warum eigentlich nicht?
Eine Studie provoziert
Seitdem die drei Wissenschaftler Aizhan Anarkulova, Scott Cederburg und Michael S. O’Doherty dazu vor Kurzem eine spannende Studie veröffentlicht haben, ist Amerikas Finanzszene in Aufruhr. Denn die Daten der Wissenschaftler suggerieren, dass Anleger mit einem Portfolio, das rein aus Aktien besteht, über einen langen Zeitraum erfolgreicher sind als mit einer Mischung aus Aktien und Anleihen. Das ist eine Provokation, weil in der Finanzbranche seit Jahr und Tag gepredigt wird, dass Anleger ihr Geld besser auf mehrere Arten von Wertpapieren aufteilen, weil dies Risiken mindere. Folgt man dagegen den Studienautoren, müssten Sparer auf der ganzen Welt demnächst über Geldanlagen ganz neu nachdenken.
Für fünf Länder, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und Deutschland, haben sich die Wissenschaftler die Renditen von Wertpapieren über einen sehr langen Zeitraum angeschaut, von 1890 bis 2019. Aggregiert man die Daten über alle Länder, kommen die Studienautoren zu einer klaren Rangfolge: Aktien liegen in der Wertentwicklung vor Anleihen mit langer Laufzeit und Anleihen mit langer Laufzeit vor Anleihen mit kurzer Laufzeit. Daran überrascht zunächst einmal gar nichts, genauso hätten Finanzexperten das auch erwartet. Jetzt aber kommt der Clou: Mithilfe eines statistischen Verfahrens rechnen die Autoren, abgeleitet aus den Daten der Vergangenheit, für die Zukunft nun aus, welche Kombination aus Wertpapieren für ein Paar die beste wäre, das mit 25 Jahren mit dem Investieren beginnt und 40 Jahre für den Ruhestand anspart. Ihr Ergebnis: ein Portfolio, das sich zu 50 Prozent aus amerikanischen Aktien und zu 50 Prozent aus internationalen Aktien zusammensetzt und in dem man everlasting investiert bleibt, wäre die beste Variante.
Was sagen die Profis?
Das überrascht, schließlich schwanken Aktienkurse stark und stürzen auch immer wieder regelrecht ab. Die F.A.S. hat sich darum unter Profis umgehört. Sind 100 Prozent Aktien wirklich eine so gute Idee?
Wer nun überall gleich Ablehnung erwartet hätte, wird erstaunt. So sagt Virginie Maisonneuve, Chefanlegerin der Fondsgesellschaft Allianz International Buyers: „Für Personen mit einer hohen Risikotoleranz und einem langfristigen Zeithorizont ist eine hohe Aktienquote eine Possibility.“
Übersetzt heißt das: Gerade für junge Menschen kann eine solche Strategie Sinn ergeben, wenn sie daneben über ausreichende Mittel für die Ausgaben des täglichen Bedarfs sowie zusätzliche Puffer verfügen. Dazu würden zum Beispiel Ausgaben für größere Reparaturen und unerwartete Wechselfälle des Lebens gehören. Ganz wie die Studienautoren findet auch Maisonneuve, dass sich das Portfolio zwingend aus einer Vielzahl internationaler Aktien zusammensetzen muss.